Gibt es ein Leben vor dem Tod?
Im Luft-Kurort Bad Zwischenahn hat man es mit der Gesundheit und den Pflanzen. Mit Radfahrern hingegen hat es das echte Radfahrer-Eldorado nicht so, ist doch vom Radverkehrssystem gar nicht mehr die Rede, sondern nur noch von „Wanderwege für Radfahrer und Fußgänger“. Auch mit der Beschilderung hapert es, sie ist nicht so, wie sie sein sollte, das sieht aus wie Wildwuchs. Paragrafen und Vorschriften scheinen eher untergeordnet zu sein.
Noch nicht einmal die offizielle Bedeutung der Schilder ist bekannt. So soll auf der linken Seite und auf der Rechten für Radfahrer Fahrbahnerlaubnis bedeuten. Witzigerweise ist das der Fall.
Weitere Anzeichen dafür, dass man nur noch Torkelradler in Zwischenahn haben will, sind zum Beispiel
Wozu die Pfosten da stehen? Auf der Fahrbahn können auch Autos mit 30 km/h und mehr nach rechts abbiegen. Damit das nicht geändert werden muß, verlangsamt man halt die Radfahrer, die nach links wollen. Die sind nämlich nun gezwungen, etwas nach rechts zu fahren, um dann in kleinerer Kurve nach links… wie ein abbiegender Lastzug. Das die Radfahrer durch die Pfosten abgelenkt werden und der Eindruck entstehen kann, sie wollen nicht nach links, scheint nicht zu interessieren.
Hier sollen wohl die Radfahrer auf dem linken Gehweg fahren. Die „Spardose“ gilt nur für die Fahrbahn. Zusatzschilder erweitern die Bedeutung des Hauptschildes oder schränken sie ein. Radfahrer sind also nur auf der Fahrbahn frei. Trotzdem hängt die Schilderkombination „Einfahrt verboten — Radfahrer frei“ links vom linken Gehweg.
Neben der Tür zur „Halle“ der Zughaltestelle prankt ein Schild „Fahrräder bitte im Fahrradstand abstellen“. Diese Ständer der Marke „Superbillig“ sind jedoch von der Tür über 100 Meter entfernt. Bis dahin geht es nicht über einen Weg, sondern durch Matsch (wenn es etwas Naß ist). Autofahrer habens besser: 30 Meter und keine dreckigen Schuhe. Davor stand bis 2003 ein Schild „Ein etwas anderer Parkplatz — einladend, freundlich, zukunftsorientiert: Agenda 21 […] als Beitrag zur Landesgartenschau Bad Zwischenahn 2002“. Tja, Agenda 21 versteht man als Behinderung des Fahrradverkehrs. Danach wurde der Parkplatz komplett neu gemacht. Für Autos Luxus, für Fahrräder Schrott — im
Radfahrer-Eldorado
.
Im Mai 2005 wurden bei den Autoparkplätzen auch richtige für Fahrräder gebaut, zwar nicht die dollsten, aber überdacht.
Obwohl die Beschilderung allein rechtlich relevant ist, werden „Radwege“ gemalt oder in Blau gepflastert. So etwas fördert Konflikte, gerade auch, weil sie nicht zulässige Radwege andeuten (meist wegen der mangelnden Breite).
An Fahrradfahrer hat man nicht gedacht, als über Konflikte beim Lkw berichtet wurde, sonst wäre etwas anderes als 1 Meter lichte Breite für beide Richtungen rausgekommen.
Wie man diesen Seiten entnehmen kann, gibt es laufend Blau (auch) auf der linken Straßenseite. Aus gutem Grund ist das nur in besonderen Ausnahmefällen erlaubt. Bei Gegenverkehr auf 2 Metern oder weniger verfügbarer Breite kommen sich Radfahrer öfter ins Gehege, worunter auch Fußgänger leiden. Wer hat schon Lust aufs Fahrrad fahren, wenn man dauernd Torkelradlern ausweichen muß?
Überall werden Radfahrer links und auf Gehwegen von der Behörde geduldet, wie der Langenhof deutlich macht. Hauptsache, nicht auf die Fahrbahn.
Dieses hinterläßt auf Dauer natürlich Eindruck. Sowohl Auto- als auch Radfahrer meinen, auf die Fahrbahn dürfe auf keinen Fall ein Fahrradfahrer auftauchen. Der Erfolg dieser Erziehung kann sich sehen lassen: Die motorisierten Verkehrsteilnehmer sind gegenüber Fahrbahn nutzenden Radfahrern merklich agressiver als in Oldenburg. Gewalttätige Rentner und Abdrängen mittels Lastzug habe ich zuerst hier erlebt.
Das tut man „gegen“ die Glätte: Es wird in kg/m² gestreut, nicht nur auf dem ekelhaft glatten Pflaster. Das man darauf bei Geschwindigkeit keine Kurven mehr fahren kann, wen interessierts. Nebenbei geht das geliebte Fahrrad dadurch auch noch im Zeitraffer kaputt.
Als ich Keine Temporeduzierung vor Kita
las, fragte ich gleich mal die Leiterin des Straßenverkehrsamtes, warum man sich bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung vor einem Kindergarten ans Gesetz hält, bei der Radwegebenutzungspflicht aber wesentliche Voraussetzungen nicht erfüllt. Antwort: Durch die Anordnung der Radwegebenutzungspflicht soll erreicht werden, dass Fußgänger und Radfahrer vor Einwirkungen anderer, motorisierter Verkehrsteilnehmer geschützt werden.
Man baut sich also bewußt eine „bessere“ StVO. Dieser Schutz bewirkte den Tod einer Radfahrerin und natürlich weitere Unfälle. Wie schön, daß der Landkreis Ammerland nicht nur im Ort Bad Zwischenahn, sondern im gesamten Landkreis Ammerland die Radwegebenutzungspflicht angeordnet hat.
Auch in Zwischenahn gibt es welche, wenn auch selten: Eschweg, Heiderosenweg, Hermann-Allmers-Weg, Hermann-Löns-Straße, Hornbusch, In der Horst, Ladestraße, Lange Straße, Mühlenstraße, Peterstraße, Vogelbeerweg, Wilhelmstraße.